Jeanne Baret

Jeanne Baret

Weltreisende Botanikerin

Durch Zufall stieß ich auf die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die die meisten wahrscheinlich so wie auch ich noch nicht gekannt haben. Diese “Entdeckung” wurde durch die aufmerksame Tochter einer Freundin, die das Kartenspiel “Wonder Women” in einer Buchhandlung entdeckt und deren Mutter, die es mir zugesendet hat, möglich.

Dieses Kartenspiel macht uns mit Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Schauspielerinnen, Musikerinnen, Fotographinnen, Sportlerinnen, Modemacherinnen, Wissenschaftlerinnen, Flug- und Raumfahrtpionierinnen, Frauen – und Menschrechtsaktivistinnen und (Welt)Reisenden bekannt.

Unter den Weltreisenden findet sich auch der Name Jeanne Baré, die – soweit bekannt ist – als erste Frau eine Reise um die Welt machte. Wer war diese Frau und was hat sie dazu bewegt, dies Abenteuer zu unternehmen?

Leider ist wenig über sie überliefert. Jeanne Baret (auch Baré) wurde 1740 in Autun, in der heutigen Region Bourgogne-Franche-Comté in Frankreich geboren. Sie wuchs in einer ländlichen Umgebung auf und erwarb sich bereits früh umfangreiche Kenntnisse über Pflanzen und ihre Wirkungen und war als “Kräuterfrau” bekannt. Dieser Hintergrund war wohl auch Grund dafür, dass sie Haushälterin bei Philibert Commerson wurde, einem Gelehrten, der sich mit Naturgeschichte und Botanik beschäftigte. Als dessen Frau 1762 starb, lebten beide zusammen und hatten ein Kind, das zu einer Pflegefamilie gegeben wurde und bald darauf verstarb. Baret blieb offiziell seine Haushälterin.

Jeanne Baret

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat die französische Regierung aus wirtschaftlichen Gründen Expeditionen finanziert, deren Aufgabe die Erschließung neuer Kolonien und Märkte war. Als der französische Admiral Louis-Antoine de Bougainville mit der ersten französischen Weltumseglung beauftragt wurde, lud er Commerson ein, diese Reise als Botaniker zu begleiten. Da die Anwesenheit von Frauen auf Marineschiffen verboten war, musste Jeanne als Mann verkleidet als Jean Baret auf diesem Schiff als Diener und Assistent von Philibert Commerson anheuern.

La Boudeuse

Die Expedition setze sich aus zwei Schiffen zusammen: der Boudeuse, dem Schiff des Leiters des Expedition, de Bougainville, und der Étoile, auf der Commerson und Baret diese Reise machten. 1766 stach die Étoile von Nantes aus in See. Ihre nächsten Ziele waren Montevideo, Uruquay, und Rio de Janeiro in Brasilien. Commerson und Baret sammelten an allen Reisezielen Pflanzen und dokumentierten sie. Zu den diesen Pflanzen gehörte auch eine neue Art von blühendem Wein, den sie nach dem Leiter der Expedition Bougainvillea nannten.

Die nächsten Ziele waren die Magellanstraße, Tahiti und Papua Neu Guinea. Bis Tahiti konnte die Verkleidung Barets aufrecht erhalten werden, da ihnen der Kapitän des Schiffs eine eigene Kabine zugestanden hatte. Wahrscheinlich hatte de Bougainville bereits früh davon erfahren, aber zum eigenen Schutz darüber geschwiegen. Bis Tahiti ging dies gut, allerdings erkannte die Bevölkerung Tahitis sofort, dass sie eine Frau war. Sie konnte die Reise zwar fortsetzen, da man sie nicht alleine zurücklassen wollte. In den Logbüchern wird aber berichtet, dass das für sie schwerwiegende Folgen hatte, die sie am Schiff mehrfach vergewaltigt wurde.

Als das Schiff 1768 die französische Kolonie Mauritius erreichte, wo der Botaniker und Freund Commerson´s, Piere Poivre, Gouverneur der Insel war, verließen Commerson und sie das Schiff und blieben auf der Insel, Baret weiterhin offiziell als seine Haushälterin und Assistentin. Sie erforschten in den nächsten Jahren die Pflanzenwelt der Insel und legten eine Sammlung von mehr als 6000 Pflanzen an. Nachdem Commerson 1773 starb und ihr die finanziellen Mittel für eine sofortige Rückkehr nach Frankreich fehlten, heiratete sie 1774 einen französischen Soldaten, mit dem sie nach Frankreich zurückkehren konnte.

In Frankreich konnte sie die ihr aufgrund des Testaments von Commersons zustehende Erbschaft antreten. In seinem Testament hatte er ihr seinen Haushalt und seine botanischen Sammlungen mit dem Auftrag vermacht, dass die auf der Reise angelegte Sammlung in die von Commerson erstellte französische Sammlung eingliedert. Ihre Kenntnisse und ihre Erfahrung als Botanikerin ermöglichten es ihr, diese Arbeit durchzuführen und die Sammlung anschließend dem königlichen Cabinet des Estampes zu übergeben.

Ab dem Jahr 1785 erhielt sie als Anerkennung für ihre Dienste eine jährliche Pension durch das Marineministerum.

Ihr weiteres Leben verbrachte sie mit ihrem Mann in dessen Heimat, in Saint-Aulaye in der Dordogne, wo sie im Jahr 1807 starb.

Ihre Arbeit als Botanikerin und die von ihr angelegte Sammlung von exotischen Pflanzen, die sich im Muséum national d’histoire naturelle in Paris befindet, sind bis heute wichtige wissenschaftliche Ressourcen.

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